Die Neigungskurse

Die Schüler stehen gemeinsam mit Schülern ihres Jahrgangs an einem Tisch und werken an einer neuen Sitzbank für den Pausenplatz. Alle kommen gerade aus dem anstrengenden Unterricht und nutzen diese Stunden zur Erholung.

Seit Anfang des Schuljahres gibt es die neuen Neigungskurse, die durch die Verkürzung der Stunden von 45 auf 40 min möglich wurden. Diese werden von den Schülern selber gewählt und dienen zum Ausgleich eines langen Schultages. Die Kurse werden von Honorarlehrkräften oder Lehrern geführt. Durch Corona konnte das Neigungsband leider nicht so stattfinden wie geplant. Daher sind die Kurse nicht jahrgangsübergreifend wählbar, sondern nur innerhalb des Jahrgangs.

Die Schüler loggen sich mit einem Passwort in die Wahlseite ein und erhalten dort alle Kursbeschreibungen, müssen hier nur noch 3 Wünsche angeben, welchen der Kurse sie besuchen wollen und dann werden die Kurse gelegt. In den nächsten Tagen gibt es dann die Listen und man kann dann die Kurse besuchen. Dort gibt es zwar eine Anwesenheitspflicht, aber keine Bewertung oder Hausaufgaben.

Ich habe etwa 15 Schüler:innen aus Klasse 10 zu den Neigungskursen befragt. Aus meiner Umfrage ging hervor, dass 90% der Befragten die Kurse unnötig finden und nicht verstehen, warum sie in unbewerteten Unterricht müssen. Außerdem fragen sich die Schüler, wie uns z. B. der Kurs „Leseclub“ weiterbringen soll.  10% der Schüler finden die Kurse gut und freuen sich, dass die Schule so ein Neigungsband zustande gebracht hat.  

Zur zusätzlichen Entspannung von einem ganzen Schultag gibt es an kurzen Tagen, die bei uns an der Schule nur bis 13:00 Uhr gehen, noch freiwillige Kurse. Zu den Kursen kann eigentlich jeder kommen, der möchte. Durch Corona sind die Kurse allerdings nur noch für Schüler, die betreuungspflichtig sind. Betreuungspflichtig sind die Schüler bis 14 Jahren, die haben ein Recht auf Betreuung von 8 bis 16 Uhr, müssen dieses aber nicht wahrnehmen.

In den Ferien gibt es ebenfalls eine Betreuung für Schüler bis 14 Jahren. Durch Corona und die daraus entstandenen Kohortentrennung ist diese Betreuung schwieriger geworden. Aktuell war es in den letzten Ferien so, dass die Schüler zur Betreuung an die Grundschule Hasenweg gegangen sind. Dort wurden sie mit noch ein paar Viertklässlern betreut. Das Ziel ist aber, dass ab nächsten Sommer der Walddörfer Sportverein die Ferienbetreuung übernimmt. Laut Frau Schüch gehört zu einer guten Ferienbetreuung auch ein Programm, denn keiner hat Lust, nur in seinen Ferien irgendwo den ganzen Tag rumzusitzen und nichts zu machen. Besonders für Schüler, die zuhause nicht betreut werden können, da die Eltern zum Beispiel arbeiten, ist eine Ferienbetreuung wichtig. Familien, die weniger Geld haben, werden sogar unterstützt, indem solche Kosten wie die 4,50 € für das Mittagessen übernommen werden. Durch die Ferienbetreuung wird auch die Gesellschaftstrennung ein wenig abgeschafft, da alle Schüler das gleiche erleben und auch gemeinsam etwas unternehmen. Besonders wichtig ist das „Gemeinsame“ bei der Ganztagsbetreuung.

Die Behörde hat beschlossen, dass jede weiterführende Schule eine Ganztagsschule sein muss, ob gebunden oder teilgebunden kann jede Schule selbst entscheiden. Eine gute Ganztagsschule ist eine Schule, die den ganzen Tag einen Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannung schafft, so Frau Schüch in unserem Interview.

Frau Schüch ist die Ganztagskoordinatorin unserer Schule und ist somit zuständig für die Organisation und Koordination des Ganztages. Vieles darf sie selber entscheiden, so auch selbständig Honorarkräfte einstellen, dort kann sie im Auftrag von Herrn Greite die nötigen Verträge unterschreiben. Aber es gibt auch Entscheidungen, die nur die Schulleitung treffen kann, da diese dafür die Verantwortung trägt. Bei diesen Entscheidungen ist Frau Schüch natürlich involviert. Besonders an der Stelle der Ganztagskoordinatorin gefällt ihr, dass sie Einfluss auf den Schulalltag der Schüler hat und somit auch etwas verändern kann, wie jetzt die neuen Neigungskurse.

Die Neigungskurse, die jeden, der in die Organisation involviert war, viel Arbeit gekostet haben, sind so gestaltet worden wie die Schüler sich diese gewünscht haben. Letztes Jahr wurde in den Jahrgängen eine Umfrage gemacht, welche Kurse sie sich zum Ausgleich wünschen würden. Diese Kurse hat Frau Schüch  dann versucht zu ermöglichen. Insgesamt sind 58 Kurse mit 32 Kursleitern für 903 Schüler zustande gekommen. Um so viele Kooperationen abzuschließen, hat es ca. ein halbes Jahr gebraucht.

Um solide Kurse stellen zu können, haben sie z.B. den Walddörfer Sportverein oder auch einen Schriftsteller miteinbezogen. All diese Partner sind lokal ansässig.

Der eigentliche Plan war es, das Kursband jahrgangsübergreifend zu gestalten, also immer zwei Jahrgänge gemeinsam. Der siebte und sechste Jahrgang werden allerdings getrennt, da diese gemeinsam 15 Klassen ergäben. Dieses Konzept konnte wegen der Corona-Pandemie noch nicht eingeführt werden. Nächstes Schuljahr soll sich das aber ändern.

Das Kürzen des Unterrichtes ist in Hamburg möglich, solange es mit der Stundentafel zusammenpasst. Die Entwicklung der verkürzten Stunden hat bei uns in der Schule ca. 5 bis 6 Jahre gedauert, da diese Idee erstmal von Gremien und der Lehrerkonferenz abgesegnet werden musste. Das ganze Projekt soll uns als Ganztagsschule verbessern. Frau Schüch erzählte uns außerdem, dass alle weiterführenden Schulen in Hamburg  Ganztagsschulen sein müssen. Es gibt teilgebundene Ganztagsschulen, so wie unsere Schule eine ist. Eine teilgebundene Ganztagsschule ist, wenn man nicht an allen Tagen bis 16 Uhr Unterricht hat, sondern zum Beispiel nur an drei Tagen und sonst früher Schluss hat. Die zweite Möglichkeit ist eine gebundene Ganztagsschule. Bei dieser Schulform hat man jeden Tag bis 16 Uhr Unterricht. Das Gegenteil von einer gebundenen Schule ist eine ungebundene Schule. Schüler, die eine ungebundene Ganztagsschule besuchen, haben zum Beispiel bis 14 Uhr Schule und können, müssen aber nicht, danach bis 16 Uhr noch Kurse besuchen. Dies gilt auch für kurze Tage an einer teilgebundenen Ganztagsschule.

Eine Schule, die bis 16 Uhr geöffnet ist, muss ihren Schülern eine Aula mit einer warmen Mahlzeit stellen. Dieses Angebot muss aber nicht wahrgenommen werden. Jeder, der will, kann sich natürlich auch selbst etwas zum Essen mitnehmen.

Die Ganztagsschule ist ein politisches Konzept. Sie soll die Gesellschaft zusammenbringen und die Schere zwischen Arm und Reich weiter schließen. Schüler, die von zu Hause nicht richtig gefördert werden können, sollen von der Schule weiter gefördert werden. Die Neigungskurse sollen den Schülern helfen, neue Talente zu entdecken oder zu entwickeln. Es sollen neue Wege gezeigt werden.

Um einen besseren Einblick in das Projekt „Neigungskurse“ zu bekommen, habe ich Dana interviewt. Sie geht in die zehnte Klasse unserer Schule. Sie findet, dass die Kurse eine gute Möglichkeit sind, sich während des Schultages zu entspannen. Die Angebote seien allerdings ein wenig dürftig und man könne diese ein wenig überarbeiten, indem man zum Beispiel Kurse für die jeweilig kommenden Abschlüsse belegen könnte. Sie findet es aber gut, dass es die Möglichkeit gibt, in der Schule eine entspannte Zeit mit seinen Freunden zu verbringen.

Der gekürzte Unterricht ist sehr gut bei Dana und den anderen Schülern angekommen, da man so mehr Schulstoff aufnehmen kann.  Zum Beispiel kann man sich nach einer langen Stunde Chemie nicht mehr so gut konzentrieren und ist schnell abgelenkt. Sie findet die Kürzung des Unterricht einfach super und eine besonders gute Idee.

Dass unsere Schule eine teilgebundene Ganztagsschule ist, findet Dana ein wenig anstrengend. Sie würde lieber nur bis 13 Uhr in der Schule sein.

Nach den Neigungskursen kommen alle Schüler wieder erholt in den Unterricht und freuen sich darüber, etwas geschafft zu haben. Die Schüler aus dem Werkkurs sind wie jede Woche mit ihrer Sitzbank ein großes Stück weitergekommen.

(Text: Leonie, WP-Kurs Schülerzeitung)